Adoptiert? Adoptiert!

Ich kann mich überhaupt nicht daran erinnern, wann mir meine Eltern erzählt haben, dass ich nicht im Bauch meiner Mutter war, dass meine Eltern an einem 24. Dezember ganz ganz aufgeregt in ein Krankenhaus gefahren sind, dass sie dann noch warten mussten, weil Schwester Innocencia in irgendeiner Andacht weilte und ihre Vertreterin gerade ein Bad nahm, dass sie mich dann überglücklich mit nach Hause gebracht haben und dass ich das wunderbarste Weihnachtsgeschenk war, dass sie jemals gemacht bekamen. Ich wusste es immer. Von Anfang an.

Ich wusste auch immer, dass meine leibliche Mutter mich sehr geliebt hat, aber dass es ihr damals einfach unmöglich war, als die Mutter für mich da zu sein, die sie gern sein wollte. Dass sie schon während ihrer Schwangerschaft beschlossen hatte, mich zur Adoption freizugeben. Und dass diese Entscheidung für sie mit die schwerste ihres Lebens war.

Und gerade weil ich all dies schon immer wusste, war es für mich völlig normal, selbstverständlich. Nichts, was mich an meinen Eltern, mir, unserer Liebe zueinander oder meinem Vertrauen in meine Eltern zweifeln ließ. Ich bin fest davon überzeugt: je früher aufgenommene Kinder – bewusst oder unterbewusst – erfahren, dass sie genau das sind, in Liebe aufgenommene Kinder, umso weniger Zweifel können entstehen, umso einfacher, natürlicher, selbstverständlicher können sie damit umgehen, umso unbelasteter ist diese ohne jeden Zweifel besondere Beziehung zwischen angenommenem Kind und seinen „neuen“ Eltern.

Ich müsste lügen, wenn ich behauptete, meine Adoption spiele keine Rolle in meinem Leben. Ich bin mir sehr sicher, dass ich aufgrund dieser ersten traumatischen Trennung von meiner leiblichen Mutter besonders sensibel bin, sobald es um Beziehungen, Trennungen, schlicht das Verhältnis von mir zu anderen, mir nahestehenden Menschen geht. Mit diesem „Knacks“ lebe ich aber sehr gut. Ich kenne ihn und er ist ein Teil meines Lebens, meiner Geschichte. Und deswegen kann ich annehmende Eltern nur auffordern und bestärken: Erzählt euren Kindern von Anfang an ihre Geschichte. Sie haben ein Recht darauf.

Sie sind selbst adoptiert oder haben in einem Pflegeverhältnis gelebt und haben Interesse an Austausch? Dann schreiben Sie uns!


2 Gedanken zu „Adoptiert? Adoptiert!“

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